Unten ohne durch die Welt

Vor ca. fünf Monaten, irgendwann im März, habe ich (quasi von einem Tag auf den anderen) beschlossen,  meine Schuhe „an den Nagel zu hängen“. Zunächst bin ich auf sogenannte „Minimalschuhe“ umgestiegen, weil es im März ja doch ab und zu noch recht kalt war. Ich habe mir billige Taucherschuhe aus Neopren im Internet gekauft und damit den matschigen Waldboden erkundet – ein tolles Gefühl! Ganz anders als mit den dick gepolsterten Wanderschuhen, mit denen ich bisher unterwegs war!

 

Und dann, als es draußen immer wärmer wurde, hab ich irgendwann beschlossen, die Schuhe komplett wegzulassen.

 

Seither bin ich größtenteils „unten ohne“ unterwegs.

 

Doch wie kam ich auf diese verrückte Idee?

 

Wie so oft war es mein Sohn, durch den ich auf diesen Einfall kam.

 

Kurz bevor der Winter vorbei war, machten seine Füße einen großen Wachstumsschub und alle seine Schuhe waren plötzlich zu klein. Ich stand also vor dem Dilemma, im Februar/März nochmal Winterschuhe für ihn kaufen zu müssen, obwohl ich wusste, dass sie im nächsten Winter schon wieder zu klein sein würden. Na toll….

 

Ich ging also in einen Secondhand-Laden und wurde tatsächlich fündig. Wie man das so macht, wollte ich schauen, dass er vorne an den Zehen noch mindestens einen Finger breit Platz hat. Aber die Schuhe waren so klobig, dass ich es nicht spüren konnte. Also habe ich die Innensohle herausgeholt und meinen Sohn einfach draufgestellt. Er hatte vorne noch sehr viel Platz.

 

Aber, und das fiel mir bei diesen Schuhen zum ersten Mal auf, seine Füße waren seitlich viiiiel breiter, als diese Sohle.  Das kann ja nicht bequem sein, dachte ich mir, und machte mich auf die Suche nach breiteren Schuhen.

 

Doch das war gar nicht so einfach. Ich konnte einfach keine Schuhe finden, die breit genug für seine Füße waren. Bis ich auf einen Online-Shop für „Barfuß-Kinderschuhe“ gestoßen bin…

 

„Barfußschuhe – was soll denn das sein?“, dachte ich mir. Nie davon gehört…

 

Und überhaupt, das widerspricht sich doch. Entweder barfuß, oder Schuhe…. Oder sind das Schuhe, die man nur ohne Socken tragen darf??? Ich hatte keine Ahnung…..

 

Also fing ich an, Informationen zu sammeln und herauszufinden, was es mit diesen ominösen Barfußschuhen auf sich hatte.

 

Und da kam es, das „AHA-Erlebnis“: Barfußschuhe sind eigentlich „Minimalschuhe“, die es einem ermöglichen sollen, so natürlich wie möglich zu gehen. Diese Schuhe haben keinen Absatz, eine sehr dünne und flexible Sohle und viel Platz für die Zehen.

 

„Cool!“, dachte ich mir, und bestellte gleich mehrere Paare für meinen Sohn. Als sie ankamen war ich auch wirklich total begeistert! Endlich waren seine Füße nicht mehr eingequetscht. Und es gab (gibt) sogar Barfuß-Gummistiefel – total klasse! In den neuen Schuhen lief er auch gleich viel besser als in diesen klobigen unflexiblen Winterstiefeln. Da war für mich klar, mein Sohn bekommt erst mal keine anderen Schuhe mehr als diese, obwohl sie, zugegebenermaßen, nicht ganz billig sind.

 

Damit war mein Problem also gelöst und ich hätte zur Tagesordnung übergehen können.

 

Aber natürlich ließ mich das Thema nun nicht mehr los. Kann ja nicht sein, dass es für Kinder solche Schuhe gibt, und ich als Erwachsene quetsch mich jeden Tag in meine Latschen rein….

 

Ich forschte also weiter und ging dem Barfuß-Phänomen auf den Grund.

 

Barfußlaufen ist gesund! Das weiß ja eigentlich jeder.

 

Aber das Barfußlaufen nicht gleich Barfußlaufen ist, das weiß so gut wie niemand! Barfußlaufen bedeutet nicht, zu Hause in Socken rumzulaufen und im Sommer ab und zu im Garten die Schuhe wegzulassen. Barfußlaufen ist viel mehr!

 

Ich kaufte mir, wie gesagt ein paar „Minimalschuhe“ und wagte die ersten Schritte ohne „festes Schuhwerk“. Das war toll! Und es war so toll, dass ich sehr bald immer weniger Schuh am Fuß haben wollte. Am Anfang war es ungewohnt und ich hatte auch mal Schmerzen, weil meine Füße nicht gewohnt waren so ganz ohne Unterstützung der Schuhe zu laufen. Aber das wurde bald besser und ich wurde immer euphorischer!

 

 

Mittlerweile bin ich tatsächlich größtenteils ohne Schuhe unterwegs. Egal ob beim Spazieren auf Schotterwegen, in der Fußgängerzone, oder beim Einkaufen im Supermarkt. Und mein Sohn macht mit. Er ist nämlich auch viel lieber „unten ohne“ unterwegs J

An dieser Stelle möchte ich gerne einmal die Vorteile vom RICHTIGEN Barfußlaufen aufzählen, denn eigentlich sind unsere Füße fürs Barfußlaufen gemacht und nicht für das Tragen von Schuhen:

 

  •  Jedwedes Schuhwerk engt die Füße ein und beraubt sie ihrer natürlichen Kraft. Man kann sich das vorstellen, wie bei einer Hand, die einige Zeit eingegipst war. Die Muskulatur wird schlaff und die Hand wirkt wie „abgestorben“. Genau das passiert, wenn wir uns tagtäglich in Schuhe zwängen.
  • Barfußlaufen stärkt die Fußmuskulatur und verringert das Verletzungsrisiko. Gesunde Füße brauchen kein „festes Schuhwerk“.
  • Barfußlaufen fördert die Durchblutung, regt den Stoffwechsel an und ist gut für das Herz-Kreislauf-System.
  • Durch die gestärkte Fußmuskulatur friert der Körper deutlich weniger!
  • Barfußlaufen ist gut für den kompletten Organismus und alle Organe - wie eine ständige Fußreflexzonenmassage .
  • Barfußlaufen ist gut für die Psyche und macht glücklich (du spürst die Erde und bist nicht von ihr abgetrennt – es gibt sogar Thesen, die besagten, dass die Erde mit unserem Körper „kommuniziert“ und uns dadurch gesund erhält, schließlich ist sie ein Energiefeld).
  • Barfußlaufen kann Hüft-, Knie- und Rückenprobleme mindern und Einlagen überflüssig machen.

 

Übrigens: 99 % der Menschen kommt mit gesunden Füßen auf die Welt. Aber nur ca. ein Drittel wird auch mit gesunden Füßen erwachsen….

 

Wichtig beim Barfußlaufen ist, dass wir uns an unsere natürliche Gangart erinnern. Nicht mit der Ferse zuerst auftreten, denn das staucht die Gelenke und verursacht auf Dauer Schmerzen, sondern leicht wie eine Feder im Ballengang durch die Welt „schweben“ J

 

Ich selbst habe inzwischen alle meine Schuhe im Secondhand-Laden entsorgt. . Sie waren mir alle zu klein, weil meine Füße durch das Barfußlaufen inzwischen viel kräftiger geworden sind :-)

Momentan besitze ich noch die folgenden „Schuhe“:

 

  • Ein Paar Chala-Sandalen, wenn im Sommer der Asphalt zu heiß wird
  • ein paar Turnschläppchen (die im Auto liegen, falls mir der Supermarktboden doch mal zu ekelig ist, um ihn barfuß zu betreten),
  • besagte Neoprenschuhe, die ich aber seit dem Frühjahr nicht mehr getragen habe
  • ein einziges Paar „Barfußschuhe“, die aussehen wie normale Schuhe (für die Arbeit oder sonstige gesellschaftliche Anlässe, bei denen ich nicht barfuß erscheinen möchte)

 

Für den Winter werde ich mir wahrscheinlich noch ein zweites Paar Minimalschuhe zulegen, obwohl ich mich schon jetzt darauf freue, den Schnee einmal mit meinen nackten Füßen zu erkunden!

 

Ich kann das Barfußlaufen nur jedem empfehlen, denn es ist die absolute Freude! ♥

 

Bestimmt erinnerst du dich noch an deine Kindheit, in der du unbeschwert barfuß durch die Gegend gelaufen bist.....

 

Vielleicht hast du jetzt Lust bekommen mal wieder „unten ohne“ durch die Welt zu „schweben“ – wenigstens ab und zu. Es lohnt sich :-)

 

 

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