Seelenstriptease

Ich hab ne Schreibblockade.

 

Ich hab ne Schreibblockade???

 

Kann ja gar nicht sein. Da ist so viel Zeug in meinem Hirn, da werde ich ja wohl mal wieder einen Artikel aufs Papier bringen.... Schließlich ist der letzte schon fast einen Monat her....

 

Das geht so nicht!

 

Wenn man was anfängt, dann muss man auch weitermachen.

 

Also los, Sonja: SCHREIB!

 

Ja, aber worüber denn?

 

Und was soll das jetzt? Bin ich Gollum, oder was? Selbstgespräche mit meinem inneren Kritiker... Na prima. Das kann ich ja niemals veröffentlichen... Die Leute denken ja, ich hab nen Vollknall...

 

OK, gut: ich HAB nen Vollknall - das ist also auch schon egal.

 

Aber besinnen wir uns mal aufs Ursprungsthema: Folge der Freude!

Ich hatte ja neulich schon geschrieben, dass ich mich ab und zu fühle, wie durch den Fleischwolf gedreht. Dann versuche ich zu atmen, wahrzunehmen und ganz bei mir zu bleiben.

 

Gelingt mir das? - NEIN.

 

Jedenfalls nicht immer.

 

Ich bin derzeit so wahnsinnig aufgewühlt, das kann ich gar nicht beschreiben. Ich vergesse dauernd Sachen und Termine, bringe alles durcheinander und habe eine ständige innere Anspannung im Bauch.

 

Meditieren: "Ooooohmmmm....."

 

Bringt auch nix.

 

Ich bin WÜTEND! Ständig bin ich wütend.

 

Und wieder führe ich Krieg gegen mich selbst, verurteile mich für meine Wut und mein Unvermögen, mich selbst und mein Leben in den Griff zu kriegen. Und wenn es ganz schlimm kommt (was derzeit sehr oft der Fall ist), dann kompensiere ich das ganze mit Essen - als ob das komische Gefühl im Bauch weggehen würde, wenn man ihm nur was zu tun gibt.... Totaler Quatsch natürlich. Das Ergebnis ist jedes Mal das Selbe: Mein Gallenstein meldet sich des Nachts und bereitet mir Schmerzen, die mich an den Rand des Wahnsinns treiben.....

 

Warum ich das alles aufschreibe?

 

Weil es mir hilft zu reflektieren und weil ich hoffe, dass ich anderen Menschen damit vielleicht ein wenig helfen kann. Denn, sind wir mal ehrlich: kaum ein Mensch spricht über solche Gefühle. Jedenfalls nicht in der Öffentlichkeit. Und doch sind den meisten Leuten meine Schilderungen nicht fremd.

 

Vielleicht geht es dir sogar manchmal ganz genauso.

 

Ich habe meinem inneren Kritiker, dem Gollum, der Motztante, der ich nichts rechtmachen kann, die mich immer nur nieder macht und ausbremst, vor einiger Zeit ein Gesicht gegeben.

 

Ich nenne sie "Motzja".

 

Motzja ist ein Kuscheltier-Monster und verkörpert alle Anteile in mir, die ich am liebsten loswerden würde. Ursprünglich habe ich sie für meinen Mann gekauft, damit er mir, wenn wir uns mal wieder streiten, mit Motzja quasi den Spiegel vorhalten kann. So nach dem Motto: "Schau, so führst du dich gerade wieder auf..." Lustigerweise hat er Motzja nie aus der Schublade herausgeholt. Anscheinend hat es genügt, dass ich mir darüber bewusst geworden bin, dass ich manchmal einfach motzig bin. Meine "Ausbrüche" sind seither jedenfalls viel seltener geworden :-)

 

Und so versuche nun, auch all den anderen Gefühlen und Eigenschaften, die mir an mir selbst

nicht so gefallen in Motzja ein Gesicht zu geben und sie anzunehmen, wie sie nunmal sind - wie ICH nunmal BIN.

 

Eigentlich ist Motzja ja auch irgendwie ganz drollig. Sie sitzt hier auf meinem Schreibtisch und schaut mir zu, wie ich arbeite und in mir kommt das Gefühl auf, dass ich sie doch irgendwie ganz gerne hab.

 

Manchmal, wenn keiner da ist, rede ich sogar mit ihr.... So wie Gollum :-)

 

So. Das war jetzt aber genug Seelenstriptease.

 

Stefan Hiene sagt: "Mach mehr von dem, was dir Freude bereitet." Und das tue ich. Trotz Anspannung im Bauch und trotz einem Gehirn das manchmal fast platzt. Trotz Müdigkeit und Überforderung und dem Gefühl nicht gut genug zu sein....

 

Und tatsächlich - da sind Momente absoluter Glückseeligkeit <3

 

Mein Sohn hat mir neulich einen Blumenstrauß gepflückt - den allerersten seines Lebens. Das war sooooo berührend!!!

 

Und am Wochenende war ich auf einem Photoshop-Seminar. Zwei mal 7 Stunden konnte ich das tun, was mir die allergrößte Freude bereitet. Das war soooooo toll!!!

 

Mein kleines Seelenbusines nimmt langsam Formen an und ich habe sogar schon eine Kooperationspartnerin gefunden - das ist wundervoll!!!

 

Und last but not least: Mein Mann unterstützt mich so sehr bei allem was ich tue, dass ich feuchte Augen bekommen, wenn ich dran denke....

 

Folge der Freude - das ist mein Motto. Und auch wenn ich in den letzten Wochen dachte, dass ich genau diesen Worten nicht gerecht werde, dass ich wieder einmal scheitere an einem selbst gesteckten Ziel....

 

Ich bin so, wie ich bin - inlusive Motzja. Und das ist auch gut so. Motzja ist ein Teil von mir, den ich genauso liebe, wie den Rest. Ich habe keine Lust mehr, gegen mich selbst (oder sonstwen) Krieg zu führen.

 

Darum sage ich mir jeden Tag: ich muss nicht perfekt sein. Ich bin gut so wie ich bin. Und mein Leben mit all seinen Höhen und Tiefen ist gut so wie es ist.

 

Und manchmal glaube ich mir inzwischen sogar :-)

 

Tja, das passiert also, wenn ich trotz Schreibblockade einen Artikel schreibe. Ich lasse buchstäblich die Hosen runter.

 

Egal.

 

Vielleicht ermutigt es dich, auch mal die Hosen runterzulassen - und wenn es nur vor dir selbst ist. Gib deiner inneren "Motzja" (oder wie auch immer du sie oder ihn nennen magst) ein Gesicht und dann nimm sie in den Arm und akzeptiere, wer du bist.

 

Du bist gut und wundervoll und einzigartig.

 

Und du bist genau richtig, so wie du bist!

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