Hingabe

Nachdem ich jetzt fast ein Jahr lang nichts geschrieben habe, habe ich gestern spontan beschlossen, „Folge der Freude“ wieder mehr Raum zu geben in meinem Leben. Witzigerweise habe ich aber im Moment noch gar keine Ahnung, was das eigentlich bedeutet. Ich sitze hier vor einem leeren Blatt und überlege mir, welchem Thema ich mich wohl widmen könnte.

 

Es ist viel passiert in den letzten 12 Monaten. Ich habe mich mit meiner kleinen „ein-Frau-Werbeagentur“ selbständig gemacht, meinen Job im Rathaus gekündigt, musste mich einer Operation unterziehen, wir sind umgezogen und mein Sohn geht mittlerweile (mal ohne mich, aber doch viel lieber mit mir….) in den Kindergarten.

 

Alles ist in Bewegung.

 

Und ich habe das Gefühl, dass die Welt sich immer schneller dreht.

 

Zugegebenermaßen fällt es mir da nicht immer leicht, meiner Freude zu folgen - ja, die Freude in meinem Herzen überhaupt zu spüren. Viele Themen beschäftigen mich, neue Menschen treten in mein Leben, alte Gewohnheiten verabschieden sich und ich versuche in all dem Chaos, mich an irgendetwas festzuhalten.

 

Ich suche eine Konstante, die mir Sicherheit gibt.

 

Und finde sie …

 

NICHT.

 

Ich hinterfrage einfach zu viel (oder zu wenig – das kommt auf den Standpunkt an) und ich kann mich einfach nicht mit einem „normalen“ Leben abfinden.

 

Es reicht mir nicht, ein ruhiges Leben zu führen, mich anzupassen und einen Job zu machen, der mein Überleben sichert. Das hat mir noch nie gereicht. Und so bin ich mein ganzes Leben schon auf der Suche. Auf der Suche nach Antworten, auf der Suche nach mehr Tiefgründigkeit, auf der Suche nach Erfüllung und Sinn. Und nicht zuletzt auf der Suche nach innerem Frieden.

 

Ja. Innerer Friede. Das ist doch was, was erstrebenswert scheint.

 

Meditation ist da sicherlich ein Weg, der in die richtige Richtung geht.

 

Und meine Entscheidung für die Selbständigkeit ist ein weiterer wichtiger und richtiger Schritt.

 

Aber letztendlich reicht das alles nicht.

 

Wichtig ist es, den inneren Kampf aufzugeben – WIRKLICH aufzugeben.

 

Und damit meine ich auch und vor allem, sich von Dogmen zu verabschieden.

 

Ich habe mich entschieden, mein Kind „unerzogen“ und „beziehungsorientiert“ aufwachsen zu lassen, aber es bringt mich oft an die Grenzen meiner Belastbarkeit.

 

Ich habe beschlossen, mich vegan zu ernähren, aber ich mag z.B. einfach keine Margarine sondern Butter auf meinem Brot, und ich brauch MILCH in meinem Kaffee.

 

Aber hey – was solls?

 

Dann bin ich halt keine „Super-Mama“ und keine 100 % Veganerin. Ich bin nicht perfekt. Das ist doch auch alles viel zu anstrengend. Und ja, verdammt noch mal, ich trinke auch mal Alkohol, um meine Nerven zu beruhigen und um abzuschalten und lustigerweise auch, um mal klare Gedanken fassen zu können.

 

Der liebe Udo Lindenberg besingt es auch so schön:

 

„Ja, so manche hohe Wissenschaft
und Symphonien und höhere Sphären
wär´n nicht entstanden, wenn die Kollegen
immer nur nüchtern geblieben wären“

 

Ehrlich mal. Ich bin jetzt auch nicht nüchtern.

 

Das Blöde ist nur, dass ich mich dafür verurteile. Dass ich denke, ich bin nicht gut genug und ich müsste doch…. Blabla….

 

Genau DAS ist der Knackpunkt. Ich führe inneren Krieg. Nach wie vor. Und da möchte ich ansetzen. Endlich Frieden schließen mit mir selbst und meinem Leben. Endlich mal alles einfach „fließen lassen“ (damit meine ich jetzt nicht den Alkohol…).

 

Letzte Woche habe ich wieder gemerkt, was das eigentlich bedeutet.

 

Wie schon erwähnt, geht mein Sohn jetzt in den Kindergarten. Wir haben vor 2 Monaten angefangen mit der sogenannten Eingewöhnungsphase. Es ging alles recht schnell und er fühlte sich wohl dort. Doch dann wurde seine Erzieherin krank, wir sind umgezogen und er machte (so vermute ich jedenfalls) einen innerlichen Entwicklungsschub. Jedenfalls ist es momentan so, dass er sich einfach nicht von mir trennen mag, obwohl er eigentlich gerne in den Kindergarten geht.

 

Nun wurde mir von verschiedenen Seiten geraten, ihn „kurz und schmerzlos“ dort abzugeben und nach Hause zu gehen. Gegen mein Gefühl, ihn nicht weinend zurückzulassen habe ich das neulich dann auch einmal gemacht, weil ich einen wichtigen Termin hatte. Mit dem Ergebnis, dass er jetzt wieder den ganzen Tag an mir „klebt“ und Angst hat, ich würde ihn verlassen.

 

Das kann also nicht der richtige Weg sein.

 

Außerdem habe ich auch einfach nicht die Kraft immer gefühlt „gegen Windmühlen zu kämpfen“. Also bin ich die letzten zwei Tage einfach bei ihm geblieben. Ich hab mir ein gutes Buch mitgenommen und den Vormittag im Kindergarten verbracht.

 

Sicherlich kann ich mir schöneres vorstellen und ich fühle mich auch echt nicht wohl, wenn gefühlt ALLE anderen Mütter ihre Kinder völlig problemlos dort abgeben.

 

Aber ich bin eben nicht „alle anderen Mütter“. Und mein Sohn ist nicht wie „alle anderen Kinder“. Ich habe einfach keinen Bock, mich in ein System einzufügen, das mir zutiefst zuwider ist. Ich meine, ich sehe ja, was mit Kindern passiert, die dort einfach nur „abgeliefert“ werden. Die sprechen teilweise den ganzen Vormittag kaum ein Wort und laufen wie hypnotisiert hinter irgendeiner Erzieherin her oder kreischen wie irre durchs Haus…

 

Dennoch ist es nicht einfach, da auf meine Intuition zu hören und das zu tun, was ich für richtig halte. Aber es zahlt sich aus. Mein Sohn ist dankbar, dass ich ihm die Zeit gebe, die er braucht und ihn nicht alleine lasse. Und ich selbst bin auch viel ausgeglichener, wenn ich mich dem einfach hingebe.

 

Hingabe.

 

Ja, das ist in diesem Zusammenhang vielleicht besonders wichtig. Denn ich habe es auch schon anders erlebt. Ich bin dort geblieben, ohne es wirklich zu WOLLEN. Und das war dann wiederum genauso ein K(r)ampf. Ich saß dann da völlig unentspannt und dachte nur daran, wann es endlich vorbei ist – keine gute Voraussetzung für inneren Frieden….

 

Für mich in meiner Situation ist momentan Hingabe der „Schlüssel zum Glück“.

 

 

Was meinst du? Hast du auch einen Schlüssel? Was denkst du zum Thema Hingabe? Hinterlass mir gerne einen Kommentar J

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